Geizig war er, der Etienne de Silhouette, Finanzminister Ludwigs XV., sehr geizig. Keine Ölgemälde in seinem Schloss, nur die preiswerten Scherenschnitte! Keine schlechte Idee, denn nun geht der Begriff Silhouette auf ihn zurück.
Der Begriff hatte zunächst eine negative Bedeutung im Sinne von "billige Kunst", "schlecht gemachtes Porträt".
Der Schweizer Philosoph Johann Caspar Lavater lieferte 1772 durch seine Schrift von der Physiognomik und nachfolgend das grundlegende Werk Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe den schon damals von Zeitgenossen belächelten theoretischen Unterbau für die Anlage etlicher Sammlungen von Silhouetten bedeutender Persönlichkeiten seiner Zeit. Seine Physiognomik als Anleitung verstand sich als die Lehre zur Einordnung verschiedener menschlicher Charaktere anhand der Gesichtszüge und Körperformen. Dabei griff Lavater auf eine umfangreiche Sammlung von Silhouetten zurück.
Während Goethe sich über Lavater zunächst bewundernd äußerte und erst später von seinem zuvor bewunderten Freund abrückte, hielt der Göttinger Physiker und Philosoph Georg Christoph Lichtenberg nur beißenden Spott für Lavater bereit. Tatsache ist heute, dass die Physiognomik und ihre Anhänger wie beispielsweise auch Johann Heinrich Merck dazu beigetragen haben, dass sich umfangreiche und bedeutende Sammlungen von Schattenrissen aus dieser Zeit erhalten haben, weil bedeutende Silhouetteure wie Johann Wilhelm Wendt durch sie zu gefragten Künstlern ihrer Zeit wurden. Die Silhouette und die Silhouettensammlungen haben sich so mit den dafür empfänglichen Literaturkreisen wie dem Kreis der Empfindsamen um die Große Landgräfin oder dem Göttinger Hainbund und seinen Mitgliedern dauerhaft verbunden. Der Goethe-Sammler Anton Kippenberg widmete der Silhouette des 18. Jahrhunderts einen umfassenden Beitrag im Jahrbuch der Sammlung Kippenberg.
Ein junger Mann schneidet die Silhouette einer Dame.
So wie es aussieht ... , ein durchaus intimer Vorgang.
Auch mit Apparatur möglicherweise
ein prickelndes Vergnügen.
Kinder und Frauen beim Silhouettenschneiden.
Es konnte aber auch ohne große Vorbereitungen ein vergnügliches Kinderspiel sein.
Nach all der Romantik möchte ich niemanden erschrecken, aber das gehört auch zur Geschichte der Silhouette. Nur 250 Jahre später ... so schnell kann es gehen.